Das Gulasch kommt grundsätzlich in der gesamten pannonischen Tiefebene vor, von wo aus die Spezialität in viele Länder dieser Welt weiter verbreitet wurde. Das Wiener Gulasch (in Österreich nur Rinds- oder Saftgulasch genannt), im Gegensatz zum original-ungarischen Pörkölt, entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, als das 39. Ungarische Infanterie-Regiment in Wien aufgestellt wurde.
Gulasch ist ein Ragout, das aus Rind- oder Kalb-, Pferde-, Schweine-, Lamm- oder Hammelfleisch, auch kombiniert,
zubereitet wird. Bei allen Rezepten spielen Paprika (in Ungarn oft auch Paprikapaste) und Zwiebeln, meistens auch Kümmel und Knoblauch, eine wesentliche Rolle; gemeinsam ist ihnen darüber hinaus, dass die Sauce durch längeres Schmoren sämig wird. Als weitere Zutaten werden je nachdem Kartoffeln,Sauerkraut, Pilze und anderes verwendet. Gulasch ist auch die Grundlage für die ungarischen Hortobágy-Palatschinken.
Am besten wird Gulasch in größeren Mengen langsam gegart. Das Fleisch von Jungtieren ist dafür weniger geeignet. Da Gulasch auch aus zäherem Fleisch zubereitet werden kann und das Garen wenig Aufmerksamkeit verlangt, wurde es auch zu einem Standardgericht des Militärs, zubereitet in einer transportablen Feldküche, die daher auch Gulaschkanone genannt wird.
In Wien ist das Gulasch ein klassisches Wirtshausgericht, das sich allerdings auch auf der Speisekarte vieler Restaurants gehobener Klasse findet. Üblicherweise werden sowohl einkleines als auch ein großes Gulyas angeboten. Besonders ersteres wird oft auch - meist mit einem Seidel Bier - als klassischer Bestandteil eines Katerfrühstücks angeboten und als solches auch in vielen Wiener Kaffeehäusern insbesondere in der Ballsaison frühmorgens serviert. Als besonders geschmackvoll gilt ein Gulasch insbesondere dann, wenn es bereits über einige Tage hinweg mehrmals aufgewärmt wurde, da der Saft durch das lange Warmhalten zusehends an Sämigkeit und Geschmack gewinnt, was einerseits an dem fortgesetzten Auskochen des Fleisches als auch am Verdampfen des enthaltenen Wassers liegt.
Geschichte
Die Ursprünge des Gulaschs reichen bis ins Mittelalter zurück, es wurde von den ungarischen Hirten am offenen Feuer zubereitet und hatte damals noch keinen Paprika als Bestandteil. Gulasch war damals eine einfache Suppe aus geröstetem Fleisch und Zwiebeln.Gulyas-hus wurde zwar Ende des 18. Jahrhunderts zum ungarischen Nationalgericht erklärt, wurde aber wie auch der Paprika, der nach der Entdeckung Amerikas nach Europa kam, nur von Bauern gegessen. Das Gericht wurde jedoch vom Adel benutzt, um die nationale Eigenständigkeit der Ungarn in Österreich-Ungarn zu untermauern. Kochbücher wurden für die bürgerliche Küche gedruckt; da das Bürgertum jedoch nicht oder selten ungarisch sprach, gab es damals noch keine Rezeptbücher in ungarischer Sprache. So erschien das erste Gulasch-Rezept 1819 in einem Prager Kochbuch. Das Rezept verbreitete sich rasch außerhalb Ungarns, es wurde nicht mehr nur Rind und Kalb, sondern auch Schweine-, Hammel- und Pferdefleisch verwendet. Besonders in Österreich fand das Gulasch weite Verbreitung, hier entstanden einige noch heute gebräuchliche Varianten wie Saft- und Fiakergulasch. Mitte des 19. Jahrhunderts fand man Gulasch auch in deutschen Kochbüchern.
Die Gulaschsuppe kam in Deutschland vermutlich erst Ende des 19. Jahrhunderts mit modernen Kochherden für die Armee auf; dies begründete die volkstümliche Bezeichnung Gulaschkanone, ein Ausdruck aus der Soldatensprache, der seit dem Ersten Weltkrieg belegt ist.
Varianten
Gulyás
Ungarische Gulaschsuppe, mit Mehl und/oder Paprikapulver angedickt, mit viel Paprika. Fleisch wird mit Zwiebeln angeschmort und lange mit relativ geringer Hitze gegart, wodurch auch zähes Fleisch weich wird.
Pörkölt
Gleiche Zutaten wie beim Gulyás, mehr eingekocht und somit dickere Konsistenz. Das heutige ungarische Pörkölt entspricht weitgehend dem Gericht, das außerhalb Ungarns als Gulasch bezeichnet wird. Ein Pörkölt aus Kutteln heißt pacalpörkölt, von ungarisch pacal, „Kutteln“.
Paprikás
Eine Version des Pörkölt, bei der mit saurer Sahne angedickt wird. Beim Paprikás wird nicht mehr Paprika als bei den anderen Gerichten verwendet.
Wiener Rinds- bzw. Saftgulasch
Rinds- und Saftgulasch sind Gulaschgerichte der österreichischen Küche aus Rindfleisch, Zwiebeln und edelsüßem Paprikapulver. Saftgulasch unterscheidet sich von Rindsgulasch dadurch, dass es nicht mit Mehl gestäubt wird, sondern seine Bindung nur durch den höheren Zwiebelanteil erhält.
Das klassische Wiener Gulasch wird aus Wadschinken (der Rinderhesse) zubereitet, der gewürfelt und – im Fall von Rindsgulasch – mit etwasMehl bestäubt in Schmalz oder Butterschmalz angebraten wird, und einem gleich großen Gewichtsanteil an grob gewürfelten und getrennt hell angerösteten Zwiebeln. Fleisch und Zwiebeln werden vermischt, mit reichlich süßem und nach Geschmack scharfem Paprika, Salz und Pfeffer,Kümmel, Majoran und Knoblauch sowie eventuell Tomatenmark gewürzt, und im eigenen Saft fast ohne Flüssigkeitszugabe mehrere Stundengeschmort, bis das Fleisch zart ist und die Zwiebeln zerfallen sind. Der Saft wird dabei durch die Zwiebeln und die Gelatine aus dem Fleisch zu einer sämigen, dunklen Sauce gebunden. Üblich ist es auch, etwas Fleischbrühe, Rotwein oder Wasser und ein Stück Roggenbrothinzuzufügen, das zerkocht der Sauce zusätzlich Geschmack und Bindung verleiht. Traditionelle Beilage zum Rindsgulasch ist lediglich dunkles Brot.
Fiakergulasch
Eine üppigere Abwandlung des Wiener Gulasch ist das Fiakergulasch, das zusätzlich mit gebratenen oder frittierten Würstln, Spiegelei, fächerartig geschnittener Gewürzgurke und eventuell auch einem Semmelknödel serviert wird. Der Name leitet sich ab von den als Fiakerbekannten Wiener Lohnkutschern. Diese Variante ist auch unter dem Namen „Herrengulasch“ bekannt.
Zigeunergulasch
Auf gleiche Art wie Wiener Gulasch wird Zigeunergulasch zubereitet, es werden jedoch neben Rind- auch Schweine- und Lammfleisch verwendet und später gewürfelte Tomaten,Kartoffeln und grüne Paprikaschoten hinzugegeben.
Esterházygulasch
Beim Esterházygulasch wiederum wird das mit Rahm gebundene Rindsgulasch durch in Streifen geschnittenes Wurzelwerk (Julienne von Karotten, gelben Rüben, Sellerie), Sauerrahm und Kapern ergänzt. Dazu werden Salzkartoffeln serviert.
Karlsbader Gulasch
Saftgulasch wird mit Sauerrahm und Mehl gebunden, als Beilage werden Nockerln gereicht.
Kaisergulasch
Das Gulasch wird mit Rindslungenbraten (Rindslendenbraten) zubereitet und mit abgeschmalzenen Nudeln serviert.
Bauerngulasch
Rindsgulasch mit kleinen Semmelknödeln.
Triester Gulasch
Rindsgulasch mit Polenta garniert.
Andrássy-Gulasch
Rindsgulasch mit Haluschka (ung. galuska, gekochte Fleckerln mit geröstetem Speck) als Beilage.
Znaimer Gulasch
Die Bezeichnung rührt von der als Würze beigegebenen Znaimer Gurken her, während das Gulasch ein übliches aus Ungarn stammendes Gulasch ist.