Dienstag, 21. Dezember 2010

Visegráder Gebirge

Visegráder Gebirge

Das Visegrader Gebirge (ungarisch: Visegrádi-hegység) ist ein Bergzug am Donauknie. Geographisch gehört es zumNördlichen Ungarischen Mittelgebirge, das sich mit dem Visegráder Gebirge westlich der Donau fortsetzt. Es ist nicht Teil des transdanubischen Mittelgebirges zu dessen östlichstem Ausläufer, dem Pilisgebirge es direkt angrenzt.


Von diesem ist es durch die beiden Bäche Dera-patak und Szentléleki-patak abgetrennt. Das Visegráder Gebirge liegt auf einer Linie zwischen den Orten Pomáz, einem Dorf nördlich von Budapest, und Esztergom. Der Name des Gebirges leitet sich von der Stadt Visegrád im Komitat Pest ab, die als eine der ältesten Städte des Landes von archäologischer Bedeutung ist.

Geomorphologie

Die Entstehung der Gesteine im Visegráder Gebirges begann vor etwa 200 Millionen Jahren. Im Trias setzten sich größtenteils maritime Ablagerungen, aber auch Sedimente aus Trockenperioden ab. Die Gestaltung der heutigen Oberflächenform erfolgte vor circa 14−15 Millionen Jahren im mittleren Miozän durch Vulkanismus. Die vorherrschende Gesteinsart ist Andesit. Somit gleicht die geologische Struktur des Visegráder Gebirges derjenigen des Börzsöny. Die Formen

kleinerer Vulkankegel undLakkolithen sowie eine mächtige Caldera sind heute noch rekonstruierbar.

Anhand der Chronologie der Eruptionen lässt sich die Gesteinsbildung in zwei Phasen einteilen. Einen Teil der älteren Gesteine machen dicht unter der Oberfläche erkaltete Ganggesteine, subvulkane Körper (Lakkolithen) oder Lavadome aus. In diese Entste

hungsperiode fallen außerdem Extrusionen sowie Vulkanschutt, der sich gebildet hat, als bei Eruptionen das aufsteigende Magma auf Grundwasser traf. Es kam vermutlich zu heftigen Explosionen, als das Magma mit Karst- und Schichtenwasser in Berührung kam, da die Gegend mit Pyroklastika, hauptsächlich Ignimbrit bedeckt ist. Die in dieser frühen Phase gebildeten Gesteine sind vor allem Zusammensetzungen aus Andesit und Dazit. Das gehäufte Vorkommen dieser Gesteinsarten ist zum Beispiel bei den Bergen Strázsa-hegy, Lencse-hegy, Babos-hegy oder der Csódi-hegy beiDunabogdány nachweisbar.

Die spätere Phase der vulkanischen Gesteinsbildung lässt sich in zwei Unterphasen gliedern. Zunächst entstanden Vulkanite, die Pyroxen- und Amphibol-Andesit enthalten. Sie sind auf pyroklastische Ströme zurückgehenden Sedimente sowie Blocksedimente. Auch Bimsstein ist dort manchmal zu finden. Die Überreste eines eingestürzten Andesit-Schichtvulkans mit einem Durchmesser von etwa 10 km ziehen sich bis zum circa 700 m hohen Bergrücken des Dobogó-kő hin. Sie sind mit kleineren und größeren Unterbrechungen beim Urak-asztal bis zum Nagyvillám identifizierbar.

Produkte späterer vulkanischer Aktivitäten sind der 639 m hohe Gipfel Prédikálószék und die Felsformation Vadálló-kövek in der Nähe von Dömös. Die zweite Unterphase wird durch den Schichtvulkan beim Keserű-hegy repräsentiert, dessen Überreste nach den Absenkungen beim Prédikálószék, Keserű-hegy und im Lepence-Tal (Lepence-völgy) vom Öreg-Pap-hegy und auch noch beim Mátyás-hegy zu finden sind. Der Keserű-hegy entstand vor 14−16 Millionen Jahren. Der Großteil des Gesteinsmaterials ist 14 Millionen Jahre alt. Bis zum Pleistozän war das Gebiet frei von Sedimenten. In der letzten Eiszeit lagerte sich dort Löß ab.

Auch das Donauknie gehört dem Gebiet des Visegráder Gebirges an. D

ie Donau, die bei Visegrád und beim Börzsöny auf einer Höhe von 200−300 m fließt, hat dort tiefe Schluchten aus dem Gestein ausgehöhlt. Einer Theorie zufolge handelt es sich um einegpigenetisches Durchbruchstal, allerdings sprechen auch viele Argumente gegen diese Annahme.

Die Topographie des Visegráder Gebirges unterscheidet sich in mehreren Aspekten von der Oberfläche des Pilis. Die Zahl schroffer Brüche und tiefer Schluchten ist geringer, allerdings befinden sich auch im Visegráder Gebirge einige imposante Schluchten wie zum Beispiel die Rám-Schlucht (rám-szakadék). Die Höhlensysteme sind ebenfalls kleiner sind als im Pilisgebirge. Weiterhin zu erwähnen sind Strukturen freiliegender Andesit-Felsvorprünge, aus denen Wind und Regen oft bizarre Formen geschliffen haben. Beispiele hierfür sind unter anderem am Kő-hegy zu finden.


Höhlen


Insgesamt sind im Visegrader Gebirge 75 natürlich entstandene Höhlen zu finden. Sie sind keine Karsthöhlen wie die meisten Höhlen im Pilis. Ihre Gesamtlänge beträgt 512 m. Die sieben künstlich geschaffenen Gänge sind zusammengerechnet 513 m lang. Die meisten Höhlen befinden sich mit einer Anzahl von 24 bei Dömös, Pomáz (18) und Szentendre (9).

Höhlen mit einer Länge von mehr als 10 m:

Ungarische BezeichnungGesteinLänge (m)Ort in Umgebung
Sas-kövi-barlang*Andesit-Tuff63Szentendre
Vasas-szakadék** IAndesit-Agglomerat50Szentendre
Apát-kút-völgyi-barlangAndesit-Tuff40Visegrád
Vasas-szakadék IIIAndesit-Agglomerat29,5Szentendre
Vasas-szakadék IVAndesit-Agglomerat25Szentendre
Vasas-szakadék IIAndesit-Agglomerat25Szentendre
Ötlyukú-barlangAndesit-Agglomerat18,5Dömös
Kőtorony-alatti-barlangAndesit-Agglomerat16Dömös
Domini-barlangAndesit-Tuffa15,9Pomáz
Dömörkapui-barlangAndesit13Szentendre
Hársas-zsombolyAndesit-Agglomerat10,5Visegrád
Varga-lyuk***Andesit-Agglomerat10Pilisszentkereszt
Tűfok-barlangAndesit-Agglomerat10Esztergom

*„barlang“ ist das ungarische Wort für Höhle

**„szakadék“ bedeutet Spalte/Kluft/Schlund

***„lyuk“ bedeutet Loch


Lebensraum


Das Visegrader Gebirge ist niederschlagsreicher als das Pilis und die Durchschnittstemperatur ist etwas niedriger. Daher gibt es mehr Wasserläufe, die Niederschläge in die Senken des vulkanischen Gesteins transportieren, wo sich Tümpel und kleinere Seen bilden. Diese stellen wertvolle Biotope dar, wie zum Beispiel der „Runde See“ (Kerek-tó) im Búbánat-Tal (Búbánatvölgy).

Die zonalen Waldgesellschaften weichen kaum vom Pilis ab. Auch hier wechseln sich Eichenmischwälder, Traubeneichenwälder und Buchenwälder an den Berggipfeln ab. Allerdings sind die für das Pilisgebirge typischen Böden von geringer Tiefgründigkeit im Visegráder Gebirge nicht zu finden. In den Buschwäldern an den steileren, stärker exponierten Hängen fehlt die Steinweichsel. An den wärmeren Berghängen sind dagegen Kalk meidende Eichenarten vorherrschend.

Im Visegráder Gebirge vorkommende Pflanzen sind zum Beispiel die Sumpf-Stendelwurz und die Sumpf-Kratzdistel.

Die Fauna der beiden Mittelgebirgsregionen ist mit Ausnahme einiger Gliederfüßer übereinstimmend. Unter den Insekten sind die Rote Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus), die sehr seltene Große Sägeschrecke und die endemische Große Plumpschrecke (Isophya costata) zu nennen. Es gibt auch zahlreiche Schmetterlingsarten. Außerdem sind der Steinkrebs, die Bachschmerle, der Grasfrosch, die Würfelnatter, dieRingelnatter sowie die zu den Natternaugen-Skinken zählende Ablepharus kitaibelii fitzingeri erwähnenswert. Weiterhin kommen einige selteneFledermausarten sowie Wildkatzen vor. Es sollen auch Luchse angesiedelt worden sein. Zur Vogelwelt gehören unter anderem die Zippammer, derKolkrabe und die Wasseramsel. Unter den selteneren Raubvögeln sind der Sakerfalke, der Zwergadler, der Schwarzmilan, der Schlangenadler und der Wespenbussard zu finden.

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