Samstag, 8. August 2009

"Die treueste Stadt" - Sopron

Sopron
Sopron [ˈʃopron] (deutsch: Ödenburg, kroatisch: Šopron, serbisch: neben Šopron auch Šapron, lateinisch: Scarabantia) ist eine Stadt im Westen von Ungarn, südwestlich des Neusiedler Sees. Das Stadtgebiet ragt wie ein Sporn in österreichisches Staatsgebiet und ist auch Korridorstrecke für das österreichische Eisenbahnnetz. Die Stadt hat etwa 55.000 Einwohner und liegt im Komitat Győr-Moson-Sopron.
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Der Hauptplatz von Sopron

Sopron hat eine beträchtliche deutschsprachige Minderheit und ist offiziell zweisprachig. Die Stadt ist etwa 60 km von Wien und 220 km von Budapest entfernt. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes und bildet eine Brücke zwischen Ungarn und seinen westlichen Nachbarn. Sopron ist mit der 1735 gegründeten Westungarischen Universität eine Universitätsstadt.
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Luftaufnahme von Sopron

Etymologie

Eine der frühesten Erwähnungen der Siedlung stammt aus den Aufzeichnungen Geographia des Ptolemaios (* um 100 - † um 175 n. Chr.) unter dem Namen Σχαρβαντἰα (transkr. Scharbantia) bzw. Σκαρβαντἰα (transkr. Skarbantia) nach Quelle auch Σακαρβαντἰα (transkr. Sakarbantia), aus lateinischen Quellen Scarbantia, auch Scarabantia. Der Name Sopron dürfte sich aus diesen ersten Erwähnungen ableiten. Damit liegt die Vermutung nahe, dass der Ortsname mit dem Ethnikon srb zusammenhängt, welches sich in der Eigenbezeichnung u.a. der Serben wiederfindet. Die Gegend um Sopron war zumindest bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weithin serbisch besiedelt.


Geschichte

Das Gebiet um Sopron wurde bereits in der frühen Eisenzeit besiedelt. Ein Friedhof mit bedeutenden bildlichen Darstellungen auf hallstattzeitlichen Kalenderbergurnen machte den Ort in der "archäologischen Welt" bekannt. Die Römer gründeten an der Stelle des heutigen Sopron die Siedlung Scarabantia, einen Handelsplatz an der Bernsteinstraße. Die Erdwälle der römischen Siedlung bildeten in späterer Zeit die Grundlage für die mittelalterlichen Stadtmauern, an der Stelle des römischen Forums liegt heute der Hauptplatz der Stadt.
In der Zeit der Völkerwanderung verwaiste die Stadt, bis sie im 10. Jahrhundert von eingewanderten ungarischen Stämmen neu besiedelt wurde.
1277 erhielt Sopron den Titel einer Königlichen Freistadt, als es sich der Belagerung durch König Ottokar von Böhmen widersetzte.
1459–1462 war die Stadt vorübergehend von Habsburg besetzt, wurde aber mit dem Frieden von Ödenburg Ungarn wieder bestätigt.
1526 fiel mit Ungarn auch Ödenburg per Erbgang an Habsburg. Ödenburg verblieb aber im ungarischen Reichsteil der habsburger Monarchie.
1529, während der ersten Wiener Türkenbelagerung, konnte sich die Stadt erfolgreich gegen eine Besetzung durch osmanischen Truppen wehren, während das Umland von den belagernden Truppen geplündert wurde.
Ein Feuer zerstörte im Jahr 1676 weite Teile der Stadt, der Neuaufbau vieler Gebäude erfolgte in den folgenden Jahren im Stile des Barock, wodurch die Altstadt ihre heutige Gestalt erhielt.
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Am Fuße des Feuerturms

Im Jahr 1683, unmittelbar vor, aber auch während der zweiten Wiener Türkenbelagerung hatte sich die Stadt Ödenburg der osmanischen Streitmacht unter Kara Mustafa ergeben und hatte für die Verschonung beträchtliche Tributleistungen zu erbringen. Diese betrafen in hohem Maß Versorgungsgüter und kamen in erster Linie den Belagerern Wiens zugute. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen (HRR) über die osmanische Streitmacht huldigten die Ödenburger Stadtväter dem römisch-deutschen Kaiser in Wien und erhielten seine Gnade. Ödenburg wurde nicht wegen Kollaboration bestraft.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt als Hauptstadt des Burgenlandes vorgesehen und wäre bei weitem seine größte Stadt geworden. Nachdem die österreichische Regierung im Sommer 1920 erfolglos eine Abstimmung gefordert hatte und ungarische Freischärler sich gegen die Landnahme der österreichischen Regierung zur Wehr gesetzt hatten, vereinbarten Österreich und Ungarn im Protokoll von Venedig vom 13. Oktober 1921 eine bindende Volksabstimmung anzusetzen, die im Dezember 1921 mit 65,2 % für Ungarn ausging. Dabei spielte sowohl die massive Manipulation zugunsten Ungarns als auch die Etablierung des Horthy-Regimes eine Rolle, die dem Bürgertum die Angst vor den „Roten“ (Kommunisten) nahm, während sozialdemokratische Wähler eher für Österreich stimmten. Wegen des Ergebnisses der Volksabstimmung wurde der Stadt vom ungarischen Staat der Titel "Civitas Fidelissima" ("die treueste Stadt") verliehen.
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Schöne Aussicht auf die Stadt

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden deutschsprachige Soproner schriftlich aufgefordert, vom (sprachlichen) "Vaterland" ins "Mutterland" zu ziehen.
Bei Sopron fand am 19. August 1989 das Paneuropäische Picknick statt, bei dem 661 DDR-Bürger über die Grenze nach Österreich flohen. Am Ort dieses Ereignisses werden jährlich Gedenkfeiern veranstaltet.
Heutzutage ist Sopron ein aufstrebender Wirtschaftsstandort in Westungarn, der wirtschaftlich mit dem Nachbarland Österreich verbunden ist. In den 1990er Jahren war die Stadt ein attraktives Einkaufsziel für die Bewohner des Ballungsraumes Wien. Dies brachte der Stadt auch den Kosenamen Shop-ron ein, der der ungarischen Aussprache entspricht.
War die exponierte Lage der Stadt zur Zeit des Eisernen Vorhanges ein massiver Nachteil, hat sich dies völlig geändert. Aufgrund ihrer nunmehr günstigen Verkehrslage ist sie allmählich auf dem Weg, sich zu einem wirtschaftlichen Zentrum direkt hinter der Ostgrenze Österreichs zu entwickeln.
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Károly-Aussichtturm

Sehenswürdigkeiten

Franz Liszt gab im Oktober 1820 in Sopron sein erstes Konzert. Das Konferenz- und Kulturzentrum der Stadt trägt seinen Namen.
Wahrzeichen der Stadt ist der Feuerturm. An dessen Südseite wurde zum Gedenken an die Volksabstimmung von 1921 das „Treuetor“ errichtet. Das Rathaus wurde, wie der Heldenplatz in Budapest, 1896 anlässlich des „ungarischen Millenniums“ erbaut, das gegenüber stehende Stornó-Haus beherbergt eine bedeutende Sammlung. In der Geißkirche fanden im 17. Jahrhundert Krönungen und Landtage statt. Die Dreifaltigkeitssäule wurde im barocken Stil errichtet, die Ursulinenkirche in neugotischem Stil. Ein Rundgraben, genannt "Grabenrunde" (ungarisch "Várkerület"), wurde entlang des ehemaligen Burggrabens angelegt, die innere Häuserreihe folgt der Linie der Burgmauer.
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Kirche von Sopron

Im Stadtteil Balf gibt es schwefelwasserstoffhaltige Heilquellen, die schon den Römern ein Begriff waren. Deshalb entstand hier ein Heilbad, welches Bewegungs-, Wannen-, Kohlensäure- und Unterwassertraktionsbäder sowie Unterwasserstrahlmassage, Heilgymnastik, Elektrotherapie und Kneipp-Behandlungen anbietet. Behandelt werden können hier orthopädische und neurologische Krankheitserscheinungen.
In Sopron befindet sich ein in den Geowissenschaften bekanntes Forschungsinstitut der ungarischen Wissenschaftsakademie, das GGRI (Geodetic and Geophysical Research Institute).Unter den Soproner Museen ist die Sammlung des Aquarellisten Soproni Horváth József (1891–1961) zu nennen. In der Balfi u. 11 befindet sich die Privatsammlung Zettl-Langer, die die künstlerische und Sammeltätigkeit des Likörfabrikanten Gustav Zettl (1852–1917) dokumentiert. Sie ist seit 1955 öffentlich zugänglich und bietet ein nahezu unversehrtes Beispiel des Lebensstils des Soproner Bürgertums um 1890.
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Blick von Sopron im 18. Jahrhundert

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